Ein professionelles Korrektorat oder Lektorat kosten Zeit und Geld, liefern aber einen großen Mehrwert (Foto: shutterstock_94627420).
Huberta, wie profitieren die Kunden von historizing, wenn sie ihre Unternehmensgeschichte in Buchform vor der Drucklegung professionell lektorieren lassen?
Grundsätzlich muss man zwischen einem Korrektorat und einem Lektorat unterscheiden. Beim Korrektorat geht es darum, den Text hinsichtlich Rechtschreibung, Grammatik, Stil und einheitlicher Schreibweise der Firmennamen, Abkürzungen und so weiter lesen zu lassen. Das ist die kostengünstigere Variante.
Beim Lektorat denkt der Lektor inhaltlich mit und weist dich als Autorin nochmals auf textliche Unstimmigkeiten und Wiederholungen hin. Das heißt, als Autorin musst du nach dem Lektorat nochmals mit dem Text arbeiten. Das ist zwar die umfangreichere und kostenintensivere Variante. Der Text gewinnt aber nicht nur hinsichtlich korrekter Schreibweise, sondern vor allem an inhaltlicher Klarheit und Aussagekraft. Der Unternehmensgeschichte ist damit mehr gedient als mit einem bloßen Korrektorat.
Was sollte ein Lektoratsangebot unbedingt enthalten?
Die Lektoratsleistung berechnet sich auf der Basis von Normseiten, somit ist sie unabhängig von der Formatierung des Textes. Enthalten sein sollten unbedingt der Leistungsumfang, der Lieferzeitpunkt und der Preis. Je nach Qualität des Textes schafft ein Lektor zwischen drei und zehn Normseiten pro Stunde. Ideal sind zwei Durchgänge: Nach dem ersten Lektorat solltest du als Autorin die Anregungen einarbeiten und den überarbeiteten Text nochmals lektorieren lassen. Denn oft schleichen sich bei der Überarbeitung neue Fehler ein.
Wie können ich und meine Auftraggeber die fachliche Kompetenz des Lektors beurteilen?
Jeder Lektor hat andere Fachgebiete. Mein Team ist etwa auf Wirtschaft, Kunstgeschichte, Geschichte, Psychologie etc. spezialisiert und lektoriert auch Marketingtexte sowie Belletristik. Das Lektorat ist übrigens ein freies Gewerbe, dementsprechend viele Anbieter gibt es.
Das leitet gleich zur nächsten Frage über: Woran erkennen ich und meine Auftraggeber, dass ein Lektoratsangebot seriös ist?
Bei einem Buchmanuskript bietet ein seriöser Lektor oft gern ein Probelektorat an. Das heißt, er liest kostenfrei mindestens eine Seite und zeigt dir als Kunde, welche Änderungen er vorschlagen würde. So kannst du dir selbst ein Bild von seiner Arbeit machen und der Lektor kann den anfallenden Aufwand besser einschätzen. Es kann also durchaus sinnvoll sein, mehrere Lektoren eine Probe lesen zu lassen und ihre Angebote zu vergleichen. Auch Referenzen können hilfreich sein. Was mir wichtig erscheint: Bitte nicht nur auf den Preis achten. Es gibt Lektoren, die zu Dumpingpreisen arbeiten. Ein qualitätvolles Lektorat gibt es aber nicht zum Dumpingpreis. Ein richtig gutes Lektorat braucht Zeit, und das kostet eben auch.
Wann ist der ideale Zeitpunkt für ein Lektorat?
Bei einem Buch sollte es nicht unmittelbar vor der Drucklegung sein. Besser ist es, du und deine Auftraggeber denken das Lektorat von Anfang an mit. In dem Augenblick, in dem absehbar ist, dass das Manuskript fertig sein wird, sollte es zum Lektor. Aber Achtung: Bei manchen Lektoren gibt es eine Warteliste. Das heißt, das geplante Buchprojekt und somit das Lektorat sollte mit entsprechendem Vorlauf angekündigt werden.
Wie lange dauert ein Lektorat?
Bei einem 100-seitigen Buch solltest du zwischen drei und vier Wochen rechnen. Zeitdruck ist der größte Feind eines guten Lektorats! Nach dem Lektorat ist der Autor dann wieder gefordert: Du solltest also bedenken, dass du für das Einarbeiten der Korrekturen und Anregungen aus dem Lektorat nochmals Zeit brauchst.
Welche Rolle spielt bei einem Lektorat die räumliche Distanz, sprich: Ich als Autorin sitze in Vorarlberg, der Lektor hunderte Kilometer entfernt?
In Zeiten des Internets ist die Distanz kein Thema mehr. Ein Lektorat kann problemlos auf der Basis eines Worddokuments oder einer PDF erstellt und dann als E-Mail-Anhang verschickt werden. Und falls sich Auftraggeber und Lektor doch auf die Papiervariante einigen, gibt es ja schließlich auch noch den Postweg.
Zum Abschluss: Wie sollte die Arbeit eines Lektors in einem Buch gewürdigt werden?
Wenn wir ein Buchprojekt tatsächlich bis zur Drucklegung begleitet haben, freue ich mich über eine Nennung der Schreibwerkstatt im Impressum. Das kann dann zum Beispiel so aussehen: „Lektorat: Schreibwerkstatt, Wien“. Ich freue mich außerdem immer, wenn ich ein Exemplar des lektorierten Buches bekomme: Wenn es gut ist, dann bespreche ich es übrigens auch gerne in meinem Blog und unterstütze damit das Buchmarketing.
Vielen Dank für das informative Gespräch, Huberta!
MMag. Dr. Huberta Weigl
ist Texterin, Autorin, Bloggerin, Schreibcoach, studierte Betriebswirtin, promovierte Kunsthistorikerin, diplomierte Social-Media-Managerin und Inhaberin der 2012 gegründeten Schreibwerkstatt.
Auf ihrer Website bietet sie allerhand weiterführende Beiträge zum Thema "Lektorat"
Weitere Informationen dazu, wieviel ein professionelles Korrektorat oder Lektorat kosten soll, findest du hier.
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