Die Story hinter Olivetti Lettera 22
Firmengründer Wolfgang Hehle kaufte sie in den 1950er-Jahren. 1966 brachte er sie bei der Gründung seines Busunternehmens in das Unternehmen an - als unverzichtbares Bürogerät im laufenden Betrieb. Auf ihr wurden alle Schriftstücke, die wichtig für das Unternehmen waren, getippt: also Ansuchen bei Behörden genauso wie Texte für Inserate oder die Rechnungen, die dem jungen Unternehmen die ersten Schillinge aufs Konto brachten. Viele Jahre leistete die Schreibmaschine gute Dienste: Weder das ausgeklügelte und legendäre "Adlersuchsystem" von Wolfgang Hehle selbst noch die zögerlichen Schreibversuche seiner Töchter konnten der robusten Maschine etwas anhaben.
Dennoch war sie in den späten 1970er-Jahren in die Jahre gekommen. Und am Markt gab es längst Schreibmaschinen mit deutlich leichterem Anschlag. 1978 gab Wolfgang Hehle schließlich dem Wunsch seiner ältesten Tochter nach. Er kaufte eine neue Schreibmaschine und versetzte die Olivetti damit in den Ruhestand (Heute kaum vorstellbar, dass wir 12 Jahre denselben Computer oder Laptop benutzen!). Seither ist die Olivetti Lettera 22 im originalen, dazu gehörigen braunen Reisekoffer verpackt und im Firmenarchiv im Keller verstaut.
Noch immer verwendbar
Heute noch ist die Schreibmaschine voll funktionstüchtig. Und ihr Design wirkt noch immer unglaublich zeitlos. Die schwarzen runden Tasten fordern geradezu heraus, über die glatt polierte Oberfläche zu streichen. Und der auf Hochglanz polierte Zeilenschalthebel wartet nur darauf, wieder einmal betätigt zu werden. Kein Wunder, dass das Illinois Institute of Technology die Olivetti Lettera Ventidue im Jahre 1959 zu den besten Design-Produkten der letzten 100 Jahre kürte.
Bleibt nur noch die Frage: Wie schreibt es sich heute auf dieser Maschine? Auch nach Jahren ohne konkrete Verwendung ist sie voll funktionsfähig. Der Kraftaufwand, mit dem man die Tasten drücken muss, um ein halbwegs leserliches Textbild zu erzeugen, ist jedoch für heutige Begriffe erstaunlich hoch. Das Geräusch, mit dem die einzelnen Buchstaben auf der Walze anschlagen, klingt erstaunlich vertraut: klack, klack, klack macht es, irgendwie melodiös. Sensorische Marketing – also dass ein Produkt möglichst alle menschlichen Sinne anspricht – ist also keine Erfindung von heute!
Dies erklärt schließlich auch, dass Hehle-Reisen das schöne Stück noch immer aufbewahrt und sich nicht davon trennen kann. Wohl in Erinnerung an die Dienste, die das gute Stück in den ersten zehn Jahren der Unternehmensgeschichte leistete.